Angstgedanken machen Angstgeburt

Bianca Maria Heinkel / 02.01.2023
Angstgedanken machen Angstgeburt

Jetzt ist es wohl auch im Mainstream angekommen: Negative Gedanken machen krank.

Endlich. Ich freu mich. Ehrlich. Denn in der Brigitte Online-Ausgabe vom 10.11.2022 verrät uns ein Psychiater, dass negative Gedankenspiralen uns und unserem Gehirn schaden, und dass Achtsamkeit ein Weg raus ist, aus dem Negativ-Hamsterrad. So, und genau diese beiden Erkenntnisse sind die Säulen (neben Atmung und Hypnose) von HypnoBirthing 2.0. Aber da war’s für viele Hokuspokus, New Age Denken, esoterisch halt. Aber wenn es in der Brigitte steht, und es auch noch ein Psychiater! sagt, dann muss was dran sein. Wenn der Artikel es noch in die Brigitte MoM schafft, wäre das super, oder eine schwangere Leserin sich diese Information zu Herzen nehmen würde. Wobei sicherlich nicht jede den Bogen zwischen dem Artikel und ihren eigenen negativen Gedankenspiralen, Sorgen und Ängsten und den späteren Geburtsablauf schlägt. Nur ist Angst eben eines der größten Hindernisse für eine entspannte, friedliche und freudvolle Geburt.

Immer das Gleiche

Geburtsaltar Tatsächlich liegt der größte Einfluss, den wir auf die Geburt nehmen können, darin, unsere Gedanken dazu in guten Bahnen zu halten. Denn, wie ich immer in den HypnoBirthing 2.0 Ausbildungen (und früher auch in den Kursen) zu sagen pflege: Die Hauptproblemzone für die Geburt liegt zwischen den Ohren – aller Beteiligten. Und hier liegt auch das größte Lösungspotential.

Meist reihen wir in stetiger Gleichförmigkeit unbewusst eine Gedankenkette an die nächste. Davon sind jedoch circa 80% immer gleich, tendenziell negativ oder problembehaftet. Auch was Geburt betrifft.

Denken und Geburt - eine sich selbst erfüllende Prophezeiung

Und weil das Gehirn nicht zwischen dem, was es gerade denkt und dem, was tatsächlich im Außen geschieht unterscheiden kann, reagiert der Körper immer so, als sei das, was man denkt wahr, immer mit den entsprechenden Auswirkungen. Gedanken →Gefühle→ Körperhaltung→ Gefühle→Gedanken. Ein Kreislauf. Da nimmt es dann nicht Wunder, wenn sich Gedankenspiralen als sich selbst erfüllende Prophezeiungen erweisen. In die eine, wie in die andere Richtung gleichermaßen. Wenn man derzeit in die Geburtsberichte schaut, tendenziell leider zunehmend in die eine.

Gedanken formen uns

Und so wird nun heute wissenschaftlich belegt, was uns seit jeher durch Zitate zum Beispiel von Augustinus, Buddha, Hildegard von Bingen oder über den Spruch aus dem Talmud vor Augen geführt wurde: Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.

Achtsamer sein

Achtsam sein Und hier kommt die Achtsamkeit ins Spiel, denn um einen möglicherweise negativen Gedankenfluss (in unserem Falle im Zusammenhang mit Geburt) umlenken zu können, muss man sich seiner bewusst sein. Hierbei hilft uns Achtsamkeitstraining. Damit lernen wir zu erkennen, wo wir stehen, was wir im Augenblick brauchen, und erst dadurch können wir entscheiden, was zu tun ist. Es geht also um Selbsterkenntnis und Selbstregulation durch Achtsamkeit.

Hallo mit dem Handshake

Ich habe (aus meinem persönlichen buddhistischen Schulungsweg) eine schöne Praxis in die Geburtsvorbereitungskurse integriert, damit eben diese Achtsamkeit mit dem eigenen Denken gelenkt wird. Sie nennt sich der Handshake. Ihr liegt die Geisteshaltung zugrunde von "Ich bin einverstanden mit dem, was sich IM MOMENT gerade - innen wie außen - zeigt." Im Moment heißt eben, alles ist in Veränderung. Auch die Gedanken. "Ich nehme wahr was ist (auch das, was ich nicht will, aber eben gerade IST), reiche ihm die Hand und begrüße es mit einem freundlichen Hallo, und lasse es dann wieder los". Man schüttelt ja niemandem ununterbrochen die Hand, oder? Sie ist sehr wirkungsvoll und man kann sie man auf alles anwenden, auch auf jede Emotion, oder unliebsame Situation.

Auch die Geburt Handshaken

Kurz gesagt, sie macht gelassener, entspannter und man gewinnt Abstand zu sich, seinen Emotionen - die zu den entsprechenden Reaktionsmustern führen. Man reduziert das neuronale Feuer im Gehirn. Ist das Prinzip Handshake verstanden, kann man es augenblicklich und immer anwenden, es braucht keine formale Sitzpraxis mehr. Und tatsächlich berichten so viele unserer Kursteilnehmerinnen, wie wichtig eben diese Praxis während der Geburt - und später im Alltag mit dem Kind - für sie geworden ist.

Mittlerweile ist gut erforscht, dass Achtsamkeitstraining das Gehirn grundlegend zum positiven verändert (hier ein TED-Talk der Neurowissenschaftlerin Sara Lazar). Dazu gibt's zahlreiche Studien bzw. Dokus (z.B. Wissen - Wie Meditation das Gehirn umbaut). Und ein verändertes Gehirn verändert dein Leben. Potenziert die Wahrscheinlichkeit auf eine superschöne Geburtserfahrung.

Meine Buchtipps

Bardacke, Nancy: Der achtsame Weg durch Schwangerschaft und Geburt. Arbor
Hebamme und Achtsamkeits­lehrerin Nancy Bardacke stellt ein innovatives Programm vor, das auf wegweisenden Forschungs­ergebnissen aus der Neurowissenschaft, der Achtsamkeits­forschung und der Geist-Körper-Medizin basiert und werdende Eltern durch die Schwangerschaft, die Geburt und die ersten Monate danach begleitet.

Hanson, Rick: Das Gehirn eines Buddha. Die angewandte Neurowissenschaft von Glück, Liebe und Weisheit. Arbor
Denken wie ein Buddha. Gelassenheit und innere Stärke durch Achtsamkeit. Irisiana
Just 1 Thing. So entwickeln Sie das Gehirn eines Buddha. Arbor